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LaNDER³ - News

12. August 2022

„Nachhaltigkeit ist in aller Munde und betrifft auch die Materialforschung."

Innovationsplattform futureSAX führt Interview mit Prof. Jens Weber, dem Projektkoordinator von LaNDER³ an der HSZG.

Der Wissens- und Technologietransfer findet auf verschiedenen Ebenen statt: Das kennt Prof. Dr. Jens Weber nur zu gut. Neben seiner Arbeit in der Professur für Physikalische Chemie an der Hochschule Zittau/Görlitz ist Prof. Dr. Weber auch Koordinator im Projekt LaNDER³. Die Idee dahinter: Naturfasern aus regionalen Pflanzen nutzen, chemisch zu optimieren und mit Kunststoffen zu verbinden.

In einem Interview mit der Innovationsplattform des Freistaates Sachsen futureSAX verrät er mehr über seine Arbeit, warum der sächsische Mittelstand davon profitieren kann und wie wichtig branchenübergreifende Plattformen für den Wissens- und Technologietransfer sind.

futureSAX: Herr Prof. Weber, Sie sind seit 2014 Inhaber der Professur für Physikalische Chemie an der Hochschule Zittau/Görlitz (HSZG). Bitte beschreiben Sie kurz, welchen Themen Sie sich und die Fachgruppe Chemie an der HSZG widmen.

Prof. Dr. Weber: Zu meinen Schwerpunktthemen als Physikochemiker zählt die angewandte Polymerchemie ebenso wie die Nutzung hochporöser Materialien zur Auftrennung von Stoffgemischen. Aktuelle Projekte reichen von Arbeiten im Kontext der naturfaserverstärkten Polymere, der Wasseraufbereitung bis hin zur Untersuchung und Modifizierung von Kunststoffoberflächen, z.B. Silikonen. Insgesamt sehen wir uns als Chemiker an der Hochschule Zittau/Görlitz der angewandten Forschung verpflichtet – jeder mit seinen eigenen Schwerpunkten und gern in Zusammenarbeit mit KMU.

futureSAX: Die HSZG ist ein regionaler Innovationstreiber in der Oberlausitz. Welche Bedeutung hat der Wissens- und Technologietransfer aus Ihrer Sicht für die wirtschaftliche Entwicklung der Region?

Prof. Dr. Weber: Eine Entscheidende! Wir sind als Hochschule in vielfältigen Kooperationen mit den lokalen, aber auch überregionalen Unternehmen eingebunden. Der Wissens- und Technologietransfer findet dabei auf verschiedensten Ebenen statt – von studentischen Arbeiten im Praxissemester bis hin zur Auftragsforschung. An diesen zwei Beispielen werden wichtige Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung schon deutlich: Die lokalen Unternehmen können Fachkräfte für die weitere Entwicklung schon zeitig an sich binden, zum anderen können Unternehmen mit guten Ideen, aber keiner eigenen FuE-Abteilung oder Erfahrung in FuE gemeinsam mit uns die Idee bis hin zum, idealerweise, Produkt entwickeln. Die gemeinsamen Anstrengungen zur wirtschaftlichen Entwicklung werden seit geraumer Zeit durch weitere Aktivitäten verstärkt, z.B. durch das Bündnis Lausitz Life & Technology aber auch durch weitere Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Strukturwandelprozess.

„Wir setzen Impulse, die mit und für den sächsischen und Oberlausitzer Mittelstand einen Mehrwert generieren." Prof. Dr. rer. nat. Jens Weber, Projektkoordinator LaNDER³, Hochschule Zittau/Görlitz

futureSAX: Herr Prof. Weber, Sie koordinieren das Projekt “Lausitzer Naturfaser-Verbundwerkstoffe: Dezentrale Energie, Rohstoffe, Ressourcen und Recycling (LaNDER³)”. Was verbirgt sich dahinter und wie kann der sächsische Mittelstand von diesem Projekt profitieren?

Prof. Dr. Weber: Hinter LaNDER3 verbirgt sich eine vom BMBF im Rahmen des FH-IMPULS-Programms geförderte, strategische Partnerschaft zwischen der HSZG und einer ganzen Reihe weiterer Partner, vor allem Unternehmen aus der Region. Das wissenschaftliche Ziel ist es den nachhaltigen und wirtschaftlichen Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen voranzubringen. Dies geschieht in einer Reihe von Projekten, nicht nur an der HSZG sondern auch direkt in beteiligten KMU. Im Mittelpunkt der Forschungsaktivitäten stehen naturfaserverstärkte Kunststoffe (NFK) und ihr gesamter Produktlebenszyklus.

Die thematisch aufeinander aufbauenden Projekte adressieren dabei sowohl die Entwicklung effizienter Technologien und Prozesse zur Herstellung, Veredelung, Nutzung und Wiederverwertung von NFK als auch die Energiegewinnung aus biologischen Reststoffen während der Faserherstellung und dem Recycling.

Die Partnerschaft befindet sich dabei seit 2021 in der Intensivierungsphase und wird sich dynamisch weiterentwickeln. Dabei entwickeln wir auch weiterhin Satellitenprojekte, vernetzen Partner untereinander, bieten mit der kurz vor der Eröffnung stehenden gemeinsam genutzten Laborhalle eine „shared Factory“ – kurz setzen Impulse, die mit und für den sächsischen und Oberlausitzer Mittelstand einen Mehrwert generieren. Kommen Sie gern auf uns zu – wir sind kein geschlossener Club!

futureSAX: Auf dem futureSAX-Innovationsforum am 15. September 2022 in Görlitz diskutieren Sie gemeinsam mit Vertretern der Wirtschaft über Chancen neuer Werkstoffe für resiliente Lieferketten. Was erwartet interessierte Unternehmen und Wissenschaftler?

Prof. Dr. Weber: Nachhaltigkeit ist in aller Munde und betrifft auch die Materialforschung, wir in Zittau beschäftigen uns u.a. mit NFK. Das große Konzept, welches damit in unmittelbaren Zusammenhang steht, ist die Bioökonomie. Diese wird zunehmend wichtiger, auch um Abhängigkeiten von fossilen Rohstoffen zu verringern und geht zunehmend aus dem Forschungskontext hinein in die verstärkte industrielle Umsetzung. In dem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, ob (weitere) disruptive Technologien absehbar sind? Welche Herausforderungen und Chancen zeichnen sich ab? Konkrete Fragen, teils auch provokant gestellte Fragen können z.B. sein:

  • Ist Leichtbau auf Kosten eines stark erschwerten Recyclings sinnvoll?
  • Sind alle nachwachsenden Rohstoffe auch nachhaltig?
  • Welche Technologie krankt vielleicht noch am fehlenden Material oder auch regulatorischen Problemen?
  • Wo liegen unternehmerische Chancen und Risiken, was ist das ‚richtige‘ Pferd auf das es zu setzen gilt?

Diese Fragen und weitere Themen können mit uns diskutiert werden.

futureSAX: Herr Prof. Weber, Sie sind mit der Hochschule Zittau/Görlitz im Sächsischen Transfer-Netzwerk vertreten; zudem wird das Projekt LaNDER³ neben weiteren sächsischen Transferprojekten durch futureSAX unterstützt. Wie wichtig sind branchenübergreifende Plattformen für den Wissens- und Technologietransfer?

Prof. Dr. Weber: Seit jeher gehe ich neugierig durch die Welt – futureSAX ist ein Ort an dem neue, manchmal auf den ersten Blick auch „schräge“ Ideen zusammenkommen – für mich ein idealer Ort, um neue Impulse zu erhalten und auch zurückzuspielen. In dem Sinne halte ich die interdisziplinären Netzwerke für extrem wichtig, auch um die Partner zu finden, welche nötig sind, um spannende Projekte zu verwirklichen.

futureSAX: Herr Prof. Weber, vielen Dank für das Interview.

Mehr Informationen zu LaNDER³ finden Sie hier.

Am 15. September 2022 ist Prof. Jens Weber zu Gast beim futureSAX-Innovationsforum in Görlitz. Er spricht und diskutiert u. a. über Herausforderungen und Chancen der Bioökonomie.

Foto: Prof. Dr. rer. nat. Jens Weber
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Prof. Dr. rer. nat.
Jens Weber