Hier gehts zum Interview des Partnerschaftsprechers Prof. Jens Weber...
Info: Das folgende Interview ist der Seite www.futuresax.de entnommen.
Neben seiner Arbeit in der Professur für Physikalische Chemie an der Hochschule Zittau/Görlitz ist Prof. Dr. Weber auch Koordinator im Projekt LaNDER³. LaNDER³ steht für: Lausitzer Naturfaserverbundwerkstoffe, Dezentrale Energie, Rohstoffe, Ressourcen, Recycling. Die Idee dahinter: Naturfasern aus regionalen Pflanzen nutzen, chemisch zu optimieren und mit Kunststoffen zu verbinden. Ziel dabei ist die Herstellung neuer Faserverbundwerkstoffe, welche neben einer geringen Dichte auch kostengünstig in der Herstellung sind. Wir haben mit Dr. Jens Weber über diese Arbeit und die Bedeutung der Hochschule Zittau/ Görlitz als Innovationstreiber für die Oberlausitz gesprochen.
„Wir sind als Hochschule in vielfältigen Kooperationen mit den lokalen, aber auch überregionalen Unternehmen eingebunden.”
futureSAX: Herr Prof. Weber Sie sind seit 2014 Inhaber der Professur für Physikalische Chemie an der Hochschule Zittau / Görlitz (HSZG). Bitte beschreiben Sie kurz, welchen Themen Sie sich und die Fachgruppe Chemie an der HSZG widmen.
Zu meinen Schwerpunktthemen als Physikochemiker zählt die angewandte Polymerchemie ebenso wie die Nutzung hochporöser Materialien zur Auftrennung von Stoffgemischen. Aktuelle Projekte reichen von Arbeiten im Kontext der naturfaserverstärkten Polymere, der Wasseraufbereitung bis hin zur Untersuchung und Modifizierung von Kunststoffoberflächen, z.B. Silikonen. Insgesamt sehen wir uns als Chemiker an der Hochschule Zittau/Görlitz der angewandten Forschung verpflichtet – jeder mit seinen eigenen Schwerpunkten und gern in Zusammenarbeit mit KMU.
futureSAX: Die HSZG ist ein regionaler Innovationstreiber in der Oberlausitz. Welche Bedeutung hat der Wissens- und Technologietransfer aus Ihrer Sicht für die wirtschaftliche Entwicklung der Region?
Eine Entscheidende! Wir sind als Hochschule in vielfältigen Kooperationen mit den lokalen, aber auch überregionalen Unternehmen eingebunden. Der Wissens- und Technologietransfer findet dabei auf verschiedensten Ebenen statt – von studentischen Arbeiten im Praxissemester bis hin zur Auftragsforschung. An diesen zwei Beispielen werden wichtige Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung schon deutlich: Die lokalen Unternehmen können Fachkräfte für die weitere Entwicklung schon zeitig an sich binden, zum anderen können Unternehmen mit guten Ideen, aber keiner eigenen FuE-Abteilung oder Erfahrung in FuE gemeinsam mit uns die Idee bis hin zum, idealerweise, Produkt entwickeln. An dieser Stelle vielleicht noch der Blick in die Zukunft – die gemeinsamen Anstrengungen zur wirtschaftlichen Entwicklung werden in der nächsten Zeit durch neue Aktivitäten weiter verstärkt, z.B. durch das sich im Entstehen befindende Bündnis Lausitz Life & Technology.
„...wir [...] setzen Impulse, die mit und für den sächsischen und Oberlausitzer Mittelstand einen Mehrwert generieren."
futureSAX: Herr Prof. Weber, Sie koordinieren das Projekt “Lausitzer Naturfaser-Verbundwerkstoffe: Dezentrale Energie, Rohstoffe, Ressourcen und Recycling (LaNDER³)”. Was verbirgt sich dahinter und wie kann der sächsische Mittelstand von diesem Projekt profitieren?
Hinter LaNDER3 verbirgt sich eine vom BMBF im Rahmen des FH-IMPULS-Programms geförderte, strategische Partnerschaft zwischen der HSZG und einer ganzen Reihe weiterer Partner, vor allem Unternehmen aus der Region. Das wissenschaftliche Ziel ist es den nachhaltigen und wirtschaftlichen Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen voranzubringen. Dies geschieht in einer Reihe von Projekten, nicht nur an der HSZG sondern auch direkt in einigen beteiligten KMU. Im Mittelpunkt der Forschungsaktivitäten stehen naturfaserverstärkte Kunststoffe (NFK) und ihr gesamter Produktlebenszyklus.
Die thematisch aufeinander aufbauenden Projekte adressieren dabei sowohl die Entwicklung effizienter Technologien und Prozesse zur Herstellung, Veredelung, Nutzung und Wiederverwertung von NFK als auch die Energiegewinnung aus biologischen Reststoffen während der Faserherstellung und dem Recycling.
Die Partnerschaft befindet sich dabei momentan etwa in der Halbzeit der bis 2021 andauernden Aufbauphase und wird sich dynamisch weiterentwickeln. Dabei entwickeln wir auch Satellitenprojekte, vernetzen Partner untereinander, bieten mit der kurz vor der Eröffnung stehenden gemeinsam genutzten Laborhalle eine „Shared Factory“ – kurz setzen Impulse, die mit und für den sächsischen und Oberlausitzer Mittelstand einen Mehrwert generieren. Kommen Sie gern auf uns zu – wir sind kein geschlossener Club!
„Nachhaltigkeit ist in aller Munde und betrifft auch die Materialforschung...”
futureSAX: Auf der futureSAX-Innovationskonferenz 2019 werden Sie gemeinsam mit dem Fraunhofer IKTS im Bereich “Ready to Transfer” Forschungsergebnisse und Kooperationsmöglichkeiten zum Thema “Materialien für eine nachhaltige Welt” vorstellen. Was erwartet interessierte Unternehmen und Wissenschaftler?
Nachhaltigkeit ist in aller Munde und betrifft auch die Materialforschung, wir in Zittau beschäftigen uns u.a. mit NFK. Als ein großes Konzept, welches damit in unmittelbaren Zusammenhang steht, ist beispielsweise die Bioökonomie am Horizont bereits sichtbar. Welche Chancen hat diese, die bisherigen Stoff- und Energieflüsse zu verändern? Sind disruptive Technologien absehbar? Welche Herausforderungen und Chancen zeichnen sich ab?
Diese Fragen und weitere Themen können mit uns während des Mini-Workshops diskutiert werden, um Impulse zu setzen und Unternehmen unsere wissenschaftliche Arbeit näher zu bringen.
futureSAX: Herr Prof. Weber, was war Ihr Beweggrund, Teil des futureSAX-Know-how-Netzwerkes zu werden, und wie wichtig sind branchenübergreifende Plattformen für den Wissens- und Technologietransfer?
Seit jeher gehe ich neugierig durch die Welt – futureSAX ist ein Ort an dem neue, manchmal auf den ersten Blick auch „schräge“ Ideen zusammenkommen – für mich ein idealer Ort, um neue Impulse zu erhalten und auch zurückzuspielen. In dem Sinne halte ich die interdisziplinären Netzwerke für extrem wichtig, auch um die Partner zu finden, welche nötig sind, um spannende Projekte zu verwirklichen.
futureSAX: Herr Prof. Weber, vielen Dank für das Interview.