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10. November 2017

„Wie gut, dass jeder anders ist!"

Zur 5. ZINT-Arbeitstagung an der HSZG trafen sich zahlreiche ehemalige und aktive Teilnehmer zum regen Austausch.

Vom 19. bis zum 21. Oktober 2017 fand die 5. Arbeitstagung des Projektes »ZINT - Zusammen integrative/inklusive Schule entwickeln« in Görlitz statt. Zum Motto: „Wie gut, dass jeder anders ist!" trafen sich wieder zahlreiche ehemalige und aktive Teilnehmer*innen der Zertifikatskurse, um sich mit Fachberater*innen für Integration, Mitarbeiter*innen der Schulaufsicht, Verantwortlichen für Integration und Inklusion von Schülern mit geistigen Behinderungen in der Regelschule sowie Sonderpädagog*innen über die aktuelle Situation schulischer Inklusion in Sachsen auszutauschen.

Nach einem offenen Ankommen mit ersten Gesprächskreisen zu schulischen Themen wie „Zusammen arbeiten oder zusammenarbeiten“ oder „Unterstützung in schwierigen Zeiten – Was oder wer hilft?“ eröffnete der Rektor der Hochschule Prof. Dr. Friedrich Albrecht auch in diesem Jahr traditionell die Arbeitstagung mit einem Grußwort. Auch der Direktor der Sächsischen Bildungsagentur Ralf Berger begrüßte die circa 130 Tagungsteilnehmer*innen, die aus ganz Sachsen nach Görlitz gekommen waren sowie die Referent*innen aus dem gesamten Bundesgebiet und den Niederlanden herzlich.

Beide gaben somit den Startschuss für zwei vielseitige, intensive und bereichernde Tage. Unter der Leitung von Mario Friedrich übernahm das KIB e.V., wie bewährt, wieder die Moderation der Tagung. An dieser Stelle ein herzlicher Dank an die Moderatoren für ihre gelungene Moderation.

Hauptreferent der Tagung war Janis McDavid, der in moderner, überraschender Art auf das Publikum einging. Der 26-jährige Student behandelte das Thema der Selbstannahme und die Frage, wie man das Leben in die eigenen Hände nehmen kann, in nie dagewesener Tiefe. In seinem Eröffnungsvortrag schilderte er ergreifend, wie er sein Leben kreativ auf die „eigenen Beine stellt" und sich immer wieder selbst herausfordert. So ist er beispielsweise oft mobil mit dem eigenen Auto unterwegs und wohnt, weil er das Großstadtflair liebt, in einer nicht barrierefreien WG in Berlin. Barrieren entstehen im Kopf und genau dort sollten sie auch verschwinden, so McDavid, der ohne Arme und Beine geboren wurde, der Schlüssel der Inklusion liegt im Willen, Lösungen zu finden und der Haltung, Grenzen zu überwinden.

Diese Gedanken nahmen die Tagungsteilnehmer*innen am frühen Nachmittag mit in die sechs Praxisworkshops: „Inklusive Schule in Sachsen – neue Visionen entwickeln“ mit Nancy Kallenbach, „Wie entwickelt sich inklusive Schule in den Niederlanden?“ mit Simon Ettekoven, „Das Schulzentrum Janusz Korczak – Beispiel für inklusive Schulentwicklung“ mit Martin Degner, „Schkola Schulverbund – Eine Schule auf dem Weg“ mit Ute Wunderlich, „Inklusion in Beruf und Arbeit“ mit Janis McDavid, „individuelle Förderung besonders begabter Schüler“ mit Dr. Heike Petereit und Heike Wünsche sowie „Schulen führen und beraten – Kooperation mit externen Partnern als Basis für eine erfolgreiche inklusive Schulentwicklung“ mit Klaus Seifried.

In seinem Vortrag zu Techniken für die Moderation von Netzwerken erläuterte Jörg Heidig, Kommunikationspsychologe und Vorstandsvorsitzender des KIB e. V., die Initiierung und Gestaltung von Netzwerkstrukturen und verdeutlichte anhand praktischer Beispiele wichtige Grundsätze in der Umsetzung. Nach einer kurzen Kaffeepause konnten diese Erkenntnisse in die Praxis umgesetzt werden. In den regionalen Netzwerkgruppen fand ein reger Erfahrungsaustausch der Tagungsteilnehmer*innen statt.

Die Abendveranstaltung im Restaurant „Lucie Schulte“ bildete den Ausklang des ersten Tagungstages. Nach einem rhythmischen Auftritt der Schüler*innen der Friedrich-Jahn-Schule Görlitz unter der Leitung von Musiktherapeutin Claudia Lohmann begleitete Joshua Neumann das gemeinsame Abendessen am Klavier. Hauptteil des Abends war die Lesung von Sabine Zinkernagel aus ihrem Buch: “Wer nur auf die Löcher starrt, verpasst den Käse“. Sie berichtete von den Erfahrungen ihres Familienalltags mit zwei besonderen Jungen. Zum Abschluss des Tages war dann nochmals Gelegenheit miteinander ins Gespräch zu kommen.

Mit einem Großgruppenworkshop in der Mensa der Hochschule, einem Novum, begann der zweite Tagungstag. Simon Ettekoven, selbst viele Jahre Lehrer und Schulleiter sowie Autor und Mitentwickler der Lernstrategie „Kooperatives Lernen“ stellte diese wirkungsvolle Methode der Wissensaneignung und des –transfers vor und lud die Tagungsteilnehmer*innen in Vierergruppen zu dieser persönlichen Lernerfahrung ein.

In seinem Abschlussvortrag ging Klaus Seifried noch einmal auf die gesamtdeutsche und im Speziellen die sächsische Bildungspolitik ein. Mit treffenden Worten erläuterte er den Entwicklungsstand der Inklusion im Vergleich der einzelnen Bundesländer, formulierte notwendige Bedarfe und erklärte Deutschland aus "schulpsychologischer Sicht" zum "Entwicklungsland". Das Schlusswort hatte Gerald Heinze, Referatsleiter für Mittel- und Oberschulen am Sächsischen Ministerium für Kultus und Sport. Zum Ende der Tagung stand er den Tagungsteilnehmer*innen in einer hitzigen Diskussion zur derzeitigen Situation zwischen Lehrermangel und Fehlstunden an sächsischen Schulen noch einmal Rede und Antwort. Erschöpft, aber mit der Übereinkunft gemeinsam in Austausch zu bleiben, endete schließlich die diesjährige Tagung mit der Einladung zur 6. ZINT-Tagung im 10-jährigen ZINT-Jubiläum 2018.

Ihre Ansprechpartnerin

Dr. Petra Koinzer

Projekt ZINT

Tel.: 03581/ 374 4258

E- Mail: p.koinzer@hszg.de